Bundesfoto / Sera Kurc
Ich biete Vorträge für verschiedene Anlässe und zu unterschiedlichen verkehrspolitischen Themen an. Im Folgenden eine kleine Auswahl:
In den 1920er Jahren gab es in den großen Metropolen weltweit noch ebenso viele Fahrzeuge mit Verbrenner- wie mit Elektromotor.
In Berlin fuhren Elektroautos in Taxiflotten, die Reichspost transportierte ihre Pakete mit dutzenden elektrisch angetrieben Lastwagen.
Die Ziegelsteine für den Bau der Mietskasernen, wurden von den Ziegeleinen aus dem Berliner Umland mit elektrisch angetriebenen Lastkähnen nach Berlin verschifft.
Und an den Schleusen wurden die Batterien der wartenden Schiffe über mit Wasserkraft angetriebene Generatoren mit erneuerbaren Energien aufgeladen.
Dieses historische Beispiel demonstriert, dass die Umsetzung von Elektroantrieben heute nicht an den technischen Möglichkeiten scheitern muss.
Das ist nur eins von vielen historischen Beispielen, die zum besseren Verständnis der gegenwärtigen verkehrspolitischen Situation beitragen.
Die massenhafte Automobilisierung hat zur Privatisierung des Verkehrs beigetragen. Der Autoverkehr richtet sich nicht nach gesellschaftlichen Anforderungen, sondern folgt individuellen Handlungsentscheidungen. So wird der öffentliche Straßenraum kostenlos von privaten Fahrzeughalter:innen besetzt und damit der allgemeinen Nutzung entzogen. Der private Autoverkehr erzeugt gesellschaftliche Kosten, die nicht von den Autofahrenden getragen werden, sondern von allen über die Steuern finanziert werden, auch wenn sie kein Auto besitzen. Dieses ungerechte Verkehrssystem will das Konzept der Öffentlichen Mobilität durch konkrete Reformvorschläge korrigieren.
Verkehrspolitik entscheidet auf der Grundlage vonn Verkehrsprognosen und technischen Regelwerken.
Das prognostizierte Verkehrswachstum legitimiert den Autobahnausbau,
die technischen Designstandards führen zu überdimensionierten Straßenquerschnitten,
die zu überhöhten Geschwindigkeiten einladen.
Mit dem Hinweis auf naturwissenschaftliche Gesetzmäßigkeiten wird der Eindruck erweckt,
die verkehrspolitischen Entscheidungen seien alternativlos.
Demgegenüber hat Verkehrspolitik die Aufgabe, Ziele zu formulieren, die erreicht werden sollen
und Alternativen zur Diskussion zu stellen, zwischen denen entschieden werden kann.
Es ist daher wichtig, sich nicht von vermeintlich ‚ehernen Gesetzen‘ beeindrucken zu lassen
und die verkehrspolitischen Handlungsspielräume zu kennen.
Das Mobilitätsmanagement hat die Aufgabe, die Mobilität der Menschen vor Ort zu organisieren. Dabei operiert es einerseits mit nachhaltigen Mobilitätsangeboten, zu denen die Menschen ‚hingezogen‘ werden sollen (Pull-Maßnahmen). Anderseits nutzt das Mobilitätsmanagement Restriktionen gegenüber dem nicht-nachhaltigen Kfz-Verkehr, von dem die Menschen ‚abgehalten‘ werden sollen (Push-Maßnahmen). In diesem Spannungsfeld entzünden sich zunehmend Konflikte, auf die die Verkehrspolitik nicht vorbereitet ist. Eine erfolgreiche Verkehrswende wird sich daran entscheiden, ob es der Politik gelingt, im Rahmen eine Streitkultur einen konstruktiven Umgang mit Konflikten zu finden.